Montag, 1. Februar 2010

Nachricht aus Nicaragua - Teil 7

Hallo liebe Lesergemeinschaft,

nachdem wir von Kuba nach Costa Rica geflogen sind (diesmal ohne Probleme und sinnlose Fragen bei der Passkontrolle), waren wir fuer 2 Tage in San Jose. San Jose ist fuer unseren ersten Eindruck eine Stadt, die nicht wirklich viel zentralamerikanischen Charme besitzt - eher ein bischen amerikanischen Grossstadtglitzer und viel Fastfoodketten. Wie wir vermuteten, ist Costa Rica fuer unsere Verhaeltnisse schon ein recht teueres Land. Unser durchschnittliches Tagesbudget lag bisher bei ca. 20 Euro. In Costa Rica muss man mindestens 25 Euro rechnen. Kurze Rede langer Sinn, wir entschieden nach Nicaragua weiter zu reisen. Unsere erste Station war Leon, was etwas noerdlich von der Hauptstadt Managua liegt. Hier blieben wir 5 Tage und machten es uns in einem schoenen kolonialen Hostel gemuetlich. Unser urspruenglicher Plan sah vor, dass wir hier fuer ca. 1 Monat als Volunteer taetig sein wollten. Leider klappte das nicht, da wir kein Projekt fuer uns beide fanden, was nur fuer einen Monat moeglich gewesen waere. Naja, auch nicht schlimm, dann "muessen" wir uns eben das Land anschauen und durch die Gegend reisen, echt bloed! ;-) Aber erstmal machten wir Leon unsicher. Leon liegt ziemlich nah am Pazifik und so ging es fuer einen Tag an den Strand. Dort haben wir uns ein Body Board ausgeliehen und stuerzten uns in den Pazifik, geil! Nach ein bischen ueben, klappte es richtig gut mit dem "Wellenreiten"! :-) Und weil Wellenreiten anstrengend ist, gabs hinterher ein lecker Bierchen am Strand bei Sonnenuntergang. Es kann einem echt schlechter gehen! ;-) Am naechsten Tag ging es zum Vulkano Boarding auf den Cerro Negro. Erst hochwandern, dann "verkleiden", dann aufs "Surfboard" setzen und ab geht die Rutschfahrt ins Tal zurueck - sehr spassig und sehr staubig! :-) So staubig, dass man vermeiden sollte, den Mund zu oeffen, da man sonst eine Ladung Staub schluckt! :-) Und weil auch das ganze sehr anstrengend war, gab es danach erstmal fuer die komplette Boardergruppe einen kuehlen Moijto und Lifemusik im Hostel! :-) In Kuba hatten wir es leider verpasst uns einen Hahnenkampf anzuschauen. (sehr beliebt auf dem Land) Das holten wir jetzt nach. Naja, was soll ich sagen, ist schon eine blutige Angelegenheit, aber sehr interessant. Und wenn es Abend wird und die Nicas (Nicaraguaner) ein bischen Cerveza getrunken haben, erreicht die Stimmung ihren Hoehepunkt und die Emotionen kochen ueber, schliesslich geht es um alles oder nichts (Leben oder Tod - zumindest fuer die Haehne) - wenn Hahnenkampf, dann richtig und mit vollem Einsatz! ;-) Sehr amuesant als Aussenstehender! :-) Den Abend liessen wir dann bei dem einen oder anderen Bier ausglingen, schliesslich haben es uns die Nicas gezeigt wie es geht! ;-)
Da es ja die eine oder andere Rueckmeldung bezueglich des Bartes von Ulf gab, kommt hier die Erleichterung! Der Bart wuerde von einem echten Barbier gestutzt bzw. auf die Haelfte gekuerzt und auch die Haare mussten ein bischen dran glauben. [Anmerkung des Betroffenen: einen fremden, gegelten Nicaburschen mit einem scharfem Rasiermesser an meiner Kehle herumwerkel zu lassen, gehoert wohl zu den gefaehrlichsten und aufregensten Dingen die ich bis jetzt so gemacht habe.] Jetzt besteht keine Aehnlichkeit mehr mit Fidel und auch einer Weitereise steht nichts mehr im Wege! ;-) Gut gell! :-)
Am naechsten Tag ging es dann weiter in Richtung Esteli. Das liegt etwas noerdlich von Leon. Esteli ist bekannt fuer seine Zigarrenproduktion. Ja richtig, Zigarren werden nicht nur in Kuba sondern auch in Nicaragua produziert - jedoch von Samen welcher aus Kuba stammt wie hier immer betont wird. Da es in Kuba leider nicht moeglich war eine Tabakfabrik zu besuchen (Weihnachtsferien), holten wir es in Esteli nach! Ist schon richtig interessant zu sehen, wie so was funktioniert. Nach einer kompletten Fuehrung durch die Fabrik, hiess es zum Schluss noch: SHOPPING! Bei einem Stueckpreis von einem Dollar fuellten wir unseren Bestand an Zigarren ordenlich auf! Keine Sorge, an die Rauchen unter Euch haben wir auch gedacht, wir sind doch zwei nette! :-) Bilder anbei! :-)
Danach ging es auch gleich weiter in das Naturschutzgebiet "Miraflor". Wenn Nicaragua dann richtig! Dort blieben wir 2 Tage und waren bei einer Nica Familie in einem kleinen Ort untergebracht. Das Haus bestand aus einer Mischung aus Lehm und Beton, gekocht wuerde am offenen Feuer, die Toilette war auf dem Hof bei den Huehnern, Wasser kam aus dem Fluss im Gebirge, Strom gab es abends nur fuer ein paar Stunden und zu jeder Mahlzeit gab es Reis und Bohnen! Wir fanden es klasse und haben uns sehr wohlgefuehlt. Die Tochter des Hauses zeigte uns die wuenderschoene Gegend und wir konnten erneut unser Spanisch ein bischen aufpolieren! Ulf hatte zum ersten Mal das Vergnuegen mit einer Machete zu zeigen, wer hier der Herr ist Haus ist! Ihm hat es sehr gefallen und wir hatten viel Spass dabei! Der Spass hoerte aber auch gleich danach auf, als wir merkten, dass in der Zwischenzeit der Leatherman (Taschenmesser) von Ulf aus unserem Zimmer gestohlen wurde. Das war sein Geschenk an sich zum 25. Geburtstag in Australien. Und wer Ulf kennt, weiss wie sehr er an seinem treuen und robusten Reise- und Abenteuergefaehrten hing! Wir stellten die Familie zur Rede, allerdings ohne Erfolg. Naja, wir sind ja demnaechst in Australien, dann gibt es einen neuen Leatherman. Aber aegerlich ist es auf jeden Fall und doof, doof, doof (Stirnrunzeln)! Manchmal sind Menschen schon komisch und tun eigenartige Dinge die anderen Menschen schaden! Man muss es wohl so akzeptieren, aber verstehen werde ich es nie! Naja, es sollte noch drastischer kommen, aber das spaeter. Am naechsten Tag sind wir dann sehr frueh wieder Richtung Stadt aufgebrochen - ohne Leatherman! :-(
"Raus aus den Bergen und rein ins Wasser und hoch auf den Vulkan!" So war das Motto fuer die naechsten Tage. Wir fuhren mit dem Bus gen Sueden nach Rivas und setzen mir der Faehre zur Isla Ometepe ueber. Die Insel liegt in einem riessigen Suesswassersee und besteht aus zwei Vulkanen, die teilweise noch aktiv sind. Dort blieben wir fuer eine Nacht. Am naechsten Tag ging es mit dem Chickenbus ans andere Ende der Insel nach Balguee zur Finka Magdalena. Hier gab es eine 8 Stunden Vulkanwanderung vom feinsten! Regenwald, tropische Temperaturen, steile Aufstiege, Schluchten, viele Tiere (Bruellaffen) und eine Menge Geroell, glibrige Steine und viel Schlamm, den ich auch gruendlich getestet habe - versteht sich! Ich wusste gar nicht wie befreiend es sein kann, im Schlamm zu baden - ich fands klasse! :-)
Vom Schlammbad auf dem Vulkan ging es dann am naechsten Tag weiter Richtung Karibikkueste. Nach vielen Bussen, zwei Speedbooten und einer kleiner Propellermaschine (sehr geil) landeten wir am Abend auf Little Corn Island in der Karibik! Wow, so haben wir uns die Karibik vorgestellt - blaues Meer, weiser Sandstrand, Palmen und unsere kleine Huette am Strand mit Blick auf das Meer - und Fisch zum Abendessen! Es war einfach traumhaftschoen - wie im Paradies! Am naechsten Tag hiess es dann: Abtauchen! Das letzte mal waren wir ja in Australien tauchen. Wird also hoechste Zeit, das zu wiederholen! Am Vormittag ging es dann fuer uns beide unter Wasser und weil es so schoen war, bin ich am nachmittag gleich nochmal untergetaucht! ;-) Es waren schoene Korallenriffe, aber nicht so viele Fische wie in Belize beim Schnorcheln! Aber Haie habe ich trotzdem gesehen, allerdings keine Wasserschildkroeten - sehr schade! Ansonsten laed die Insel zum relaxen ein. Hier gehen die Uhren definitiv langsamer! Man spaziert am Strand entlang, nimmt sich die eine oder andere Cocosnuss mit heim und geniesst diese zum Abendessen. :-) Das setzt allerdings voraus, dass man hat einen starken Freund mit einer mittelscharfen Machete in der Huette sitzen hat, der einem die Cocosnuss mit ein zwei Messerschlaegen oeffnet und serviert! Ich bin aber auch ein Glueckskind!!!! ;-) Ok, ein zwei Messerschlaege war ein bischen untertrieben - einhundert oder zweihundert trifft die Sache eher. Aber als Entschuldigung sei angemerkt: Erstens war die Machte stumpf und zweitens war es die erste Cocosnuss - Uebung macht den Meister! Spass hat es aber allemal gemacht! :-)))
Naja, auch Adam und Eva blieben nicht ewig im Paradies und so verliessen wir die Insel nach 4 Tagen wieder Richtung landesinnere, um von dort aus Richtung Costa Rica weiterzureisen! Plaene sind wirklich toll, noch besser sind Plaene, wenn sie funktionieren! Das tat es in diesem Fall leider nicht! Nachdem Ulf bereits die Erfahrung eines Diebstahles gemacht hatte, folgte ich ihm anstandlos! Leider war es diesmal nicht nur ein Taschenmesser, sondern mein ganzer kleiner Ruecksack, der von doofen Leuten im Bus (der Ruecksack war angekettet) gestohlen wurde. So ein mieses kleines A...! Den Rest koennt ihr Euch denken! Naja, nachdem es schon mal fast in Guatemala mit einem Diebstahl geklappt haette, hatte der Dieb diesmal Erfolg auf der ganzen Linie. So, was war denn schoenes in meinem kleinen Ruecksack drin? Verlustbestandsliste laut nichtleserlichem Polizeibericht: GELD, Pass!!!! (Arsch), EC-Karte, Kreditkarte, mehrere Mitgliedskarten (zb. Tauchen), Travellerchecks, Handy!!!, Fotoapperat mit Ersatzakku und voller Speicherkarte!!!! (nochmal Arsch), Fototasche, Jacke, Nackenrolle, Tuch, Spanischbuch, Reisebuch, Postkarten, Kopfhoerer fuer Handy, Memoriecard-Leser, USB-Stick mit Reisedaten und Unterlagen, und viele kleine persoenliche Dinge, die mir wichtig waren! So ein mieses kleines A...! Aber was neben dem Pass und der Speicherkarte noch am meisten weh tut: Gusto ist auch gestohlen worden. Ich muss wohl nicht dazusagen, wie sehr ich getobt habe, als ich den Diebtahl bemerkt habe.So ein mieses kleines A...! Man, die wollten doch nur das Geld, das koennen die doch sagen und muesen nicht alles klauen! Naja, also aergerten wir uns erstmal mit der nicaraguanischen Polizei herum, bevor es fuer 5 Tage nach Managua ging. Tja, es waere doch echt unfair, wenn wir 7 Monate nur Sonnenchein haetten und uns mit keinen Behoerden herum aergern muessten. Jetzt hiess es erstmal einen neuen vorlaeufigen Pass bei der deutchen Botchaft beantragen. Dann sagte man uns, dass dieser Pass in allen Laendern funktioniert, ausser USA. Tja, ein Problem war geloest und ein naechstes tat sich auf. Wir fliegen ja naechste Woche nach Lima - ueber die USA - bloed! Also, ab zur amerikanichen Botchaft und ein Visa beantragen. Klingt einfach, ist es aber nicht! Bevor man ein Visa bekommt, fuellt man viele spanische Formulare aus, laesst sich fotografieren, gibt seine einzigartigen Fingerabdruecke preis, ueberweist viel Geld auf ein amerk. Konto bei einer speziellen Bank, zaehlt zusaetzlich 12 Dollar fuer ein Telefongespraech, wartet 24 Stunden, um per Telefon einen Termin bei der Botchaft zu bekommen, nimmt diesen Termin wahr, wartet wieder 24 Stunden (in dem Fall das jetztige Wochenende), um am Montag hoffentlich einen Pass mit Visa fuer die nette USA zu haben, um die Reise nach Lima fortzusetzten! Der ganze Zeit- und Geldaufwand fuer 5 Stunden Aufenthalt in Miami! Krasses Preis-Leistungs-Verhaeltnis! Danke USA! Ach, die hohen Taxikosten in Managua sind auch noch zu erwaehnen! Gibt es eigentlich sowas wie eine Membertaxicard? Wenn ja, wir haetten die Platincard und wuerden diese in Flugmeilen umtauschen, um beim naechsten Flug FirstClass zu fliegen! Coole Idee! :-)
Tja, bloed gelaufen! Naja, uns geht es gut und das ist die Hauptsache! Und wenn man weniger hat, kann auch weniger gestohlen werden - schlau gell, grins! Zur Entspannung sind wir jetzt erstmal an die Pazifikkueste geduest und geniesen den Strand und das Meer! Den Flug nach Lima haben wir jetzt auf Freitag verschoben, da wir sonst nicht mehr viel in Costa Rica sehen wuerden. Panama mussten wir leider komplett streichen!
Wir mussten bei dem ganzen Bloedsinn an einen Spruch von John Lennon denken:

Live is happening while you are bussy making other plans.
Leben ist das, was passiert, während du andere Dinge im Kopf hast!

In diesem Sinne, passt alle auf Euch auf. Wir denken an Euch und reisen froehlich (und leichter, grins) weiter! :-)

Dicker Druecker
Antje und Ulf


PS: bitte keine SMS schreiben, ich kann Sie leider nicht mehr lesen! Emailadresse funktioniert aber weiterhin bestens! ;-)



















Vulkanoboarding













Hahnenkampf -So sieht Ulf aus, wenn er Hunger hat! :-)

 
Hier waren wir in der Zigarrenfabrik in Estelli.


Hier wird im Grossformat "gedreht"!

 

Die Jungs mal schoen am paffen! ;-)

 
Ich in einem Humidor! ;-)

 
Bei der Nic Familie in Miraflor, mit Blick auf die Kueche!

 
Der Blick auf das Tal von Miraflor!

 
So lebt man in dieser Gegend.

 
Miraflor

 
Miraflor

 
Miraflor

 
Ulf im Einsatz! Man beachte das Strahlen in seinem Gesicht!

 
Isla Ometepe, Finka Magdalena

 
Vulkanwanderung "Madera"

 
Vulkanwanderung, sieht aus wie im Regenwald

 
Vulkanwanderung "Madera"

 













Unsere Transportmittel von Bluefields nach Big Corn Island und zurueck

 
Der Blick aus unserer Strandhuette auf das Meer.

 


 
Unsere Strandhuette! 

 
Little Corn Island am Strand

 
So sieht es aus, wenn die Sonne auf Little Corn Island untergeht!

 
Palmenstrand so weit das Auge reicht!

 
Hier geht es mit dem Speedboot von Bluefields nach El Rama zurueck!













1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei, leider des unangenehmen Diebstals, freue ich mich für euch, das Ihr schon wieder einen Reisepass habt und nicht so lange festsitzt. Noch eine Information zu Eurem Weiterflug nach Lima.Dad hatt mir erzählt das es schwere Unwetter in Matschu Pitschu gab. Alle Touristen mussten runtergeflogen werden, es gab auch Tote. Die Zugstrecke ist beschädigt und bleibt auch noch für die nächsten 2 Monate gesperrt. Also leider kein Matschu Pitschu. Schaut auch noch mal auf dem Net nach. Viel Spass und Glück auf der weiterfahrt. Gruss Mandy
    P.S. Marisa und Jean-Claud fligen morgen nach Brisban.

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